Verein zur Erhaltung der östlichen Altstadt St. Jürgen / St. Johannis e.V.

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Die Süderfischerstraße

ist wahrscheinlich die älteste Straße Flensburgs. Sie existierte schon vor dem Jahre 1100. Sie diente zu dieser Zeit als Verbindungsweg zwischen der heutigen Angelburger Straße zu einer Burg. Die soll auf dem Hügel gegenüber der St.-Johannis-Kirche gestanden haben.

Diese Burg wurde von einem Edelmann bewohnt: Einer alten Sage nach dem Ritter FLENO. Seinen Namen erhielt er vermutlich nach der Gegend. Sie bestand aus einem Mündungsgebiet aus Bächen, welche in die damals noch nahe gelegene Fördespitze mündeten. In diesem Feuchtgebiet bildete sich üppig wachsender "flen" (altdän. für Schilf) in einer Au (dän.:Å) die FlenÅ (sprich Fleno > Schilf-Au). Dieses Feuchtgebiet könnte erst dem sagenhaften Ritter und später auch der Stadt Flensburg zu ihrem Namen verholfen haben.

Fleno nahm im Dienste des Herzogs Knud Lavard an der damals bedeutsamen Kreuzung von Handelswegen Steuern ein und beschützte die Wegkreuzung, die sich zu einer GRÜNDUNGSZELLE der Stadt Flensburg entwickelte. Unterhalb der Burg entstanden reetgedeckte Fischerhäuser, die der heutigen Straße ihren Namen gaben. Zu Ehren dieses, von Historikern als ahistorisch abgetanen Mythos, befindet sich gegenüber dem Haus Nr. 8 der so genannte "Fleno-Park" mit einer Grabanlage. In der Grabanlage wurde aus allerlei Schrott der Leichnahm des vermeintlichen Gründers nachgebildet. (vergl: Flexikon, 2009, S. 63).

Die Fischerhäuser wurden Ende des 18. Jh. abgerissen und durch neuere Häuser ersetzt.

Wann das Haus Süderfischerstr. 8 erbaut worden ist, wurde bisher nur ungefähr als "Um 1800" kolportiert. Nach jüngsten Nachforschungen (Dr. D. Pust) steht mittlerweile folgendes fest: Seit 1825 ist der Branntweinbrenner Hans Lorenzen Jordt als Parzellist auf dem Grundstück eingetragen. Sein Haus aber brannte im darauffolgenden Jahr 1926 im Juli ab. Auf dem Grundstück wurde dann 1827/28 das Haus Nr. 8, so wie es noch heute steht, errichtet und bewohnt.

Seit 1844 war der Lohgerber Bielenberg Bewohner des Hauses. Ihm kam die Lage am Bach gelegen, weil er das Wasser zur Verarbeitung von Tierfellen benötigte. Lohgerber stellen aus Rinderhäuten dickes Leder für Schuhsohlen, Stiefel und Sättel her. Später beherbergte das Haus auch einen Drechsler Bielenberg, dessen Sohn dann hier eine Tischlerei betrieb. Haus Nr. 8 gehört, neben dem Haus Nr. 18, das hinter einer Blendfassade aus scheinbarem Fachwerk versteckt ist, zu den ältesten bis heute stehen gebliebenen Häusern der Straße. Es ist ein Traufenhaus (seine Regenrinne verläuft parallel zur Straße). Es hat ein segmentbogiges Eingangstor mit einer klassizistisch eingerahmten Flügeltür.

1979 entdeckte Henning Matthiesen, ein Flensburger Gemälderestaurator, das Haus für seine beruflichen Zwecke und entschloss sich, das inzwischen schon stark restaurierungsbedürftige Gebäude, dem Antiquitätenhändler Otto Boysen abzukaufen, und den ursprünglichen Zustand, wie bei der Errichtung, wieder herzustellen.

Dieser in privater Eigeninitiative gefasste Entschluss, eines der letzten seit der Flächensanierung in St. Johannis stehengebliebenen Häuser zu restaurieren, bildete das Vorbild für die heute hier anzutreffende kleinteilige, der ursprünglichen Altstadt angenäherte Bebauung.

Die Süderfischerstraße 1963

Alle inzwischen sich überlagernden Schichten und Veränderungen, die das Haus überformten, schälte der fachkundige Restaurator mit viel Liebe zum Detail gemeinsam mit seinem Freund R. Reuter herunter, bis sie die ursprüngliche Gestalt des Hauses im Inneren wie im Äußeren freigelegt hatten.

Henning Matthiesen konnte sein Werk nur bis zu einem bestimmten Grad vollenden. Aber bevor er starb, verkaufte er das Haus an den Kunsterzieher und Künstler Christoph Wiegand, der gemeinsam mit seiner Frau Kirsten das begonnene Restaurierungswerk fortsetzte. Dabei wurde auch der rückwärtig zum Bahndamm hin gelegene Hof und Garten entrümpelt und frisch angelegt. Ein bei Aufräumarbeiten gefundener fast abgestorbener Rosenstock wurde an dem Eingangstor zur Straße eingepflanzt. Er schmückt inzwischen wieder als hochgewachsene Kletterrose das Haus und die Süderfischerstraße.

Auch eine neue Kulturpflanze erwuchs in diesem Hause: Im Jahr 2003 wurde das Musikfestival FolkBaltica hier begründet. Es wurde von Jens-Peter Müller und Reinhard Salamonsberger organisiert.


Weitere Kulturpunkte