Das Haus Johannisstraße 36 wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz und unter Verwaltung des Hospitals und Klosters "Zum Heiligen Geist"
erbaut. Zunächst das Vorderhaus, später das Hinterhaus. Das Characteristische an dem Gebäude ist die Dachform, das Bohlendach in Spitzbogenform,
ähnlich dem Tonnendach, wobei Tonnendächer eine gleichmäßige, durchgehende Rundung haben. Das Bohlendach ist eine seltene Form,
bei der doppellagig versetzt Dielen oder Bohlenabschnitte borgenförmig zusammengesetzt und dann rund geschnitten werden. Die Bogenform
ermöglicht es, große Spannweiten stützenfrei zu überbrücken, bei einem geringen Materialeinsatz. Die nutzbare Fläche im Dachraum ist auch größer
als bei einem Satteldach.
Bohlendächer sollen Mitte des 16. Jahrhunderts erstmalig in Frankreich entwickelt worden sein. In Deutschland sind Bohlendächer zwischen 1790 und 1850 gebaut worden.
Es ist nicht bekannt, zu welchem Zweck das Haus in der Johannisstraße 36 von Seiten des Klosters erbaut wurde. Erst 1847 erfolgte die
Eingemeindung des damaligen Süder St. Jürgen. Archivbücher der darauffolgenden Zeit ergaben, dass das Vorderhaus jahrzehntelang eine Hökerei
(plattdeutsch: kleiner Händler) und später eine Bürstenmacherei beherbergte. Die verbleibenden Gebäudeteile waren in kleine Mietwohnungen
aufgeteilt.
1993 wurde das Gebäude durch die jetzigen Eigentümer und Nutzer grundsaniert und die Dachform straßenseitig wieder sichtbar gemacht.
Der Reiz des Grundstücks liegt in der zentralen Lage in einem schönen Viertel und in dem großen Garten mit einem Höhenunterschied von fast 20 m.
Alte Ansicht
1989
2007